Presseerklärungen

Die Erinnerung an den Holocaust wird für die Leugnung des Genozids an den Armeniern instrumentalisiert

 

Alljährlich gedenken Armenier in der Republik Armenien und der Diaspora am 24. April der 1,5 Mio. Armenier, die auf Anordnung der jungtürkische Regierung in den Jahren 1915/16 ermordet wurden. Es handelt sich dabei, um den 1. Völkermord des 20 Jahrhunderts, der bis heute sowohl von der Türkei, als auch von türkischen Verbänden in Deutschland geleugnet wird.

Das Erinnern und Gedenken der armenischen Gemeinschaft in Deutschland erfährt dadurch eine ständige Störung. So ist kein Gedenken möglich, ohne dass zugleich die Faktizität des Völkermordes und die Erfahrung der armenischen Gemeinschaft infrage gestellt werden.

Seit Jahren ist zudem zu beobachten, dass Funktionäre türkischer Verbände in Deutschland, vermehrt dazu übergehen, sich der Sensibilitäten der deutschen Gesellschaft zu bedienen,  indem sie jegliches Sprechen über den Genozid an den Armeniern als einen Akt der Holocaustrelativierung darzustellen versuchen.

Prof. Dr. Julius H. Schoeps, Direktor des Moses-Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, sieht dies mit Sorge: „Die Erinnerung an den Holocaust darf nicht dazu instrumentalisiert werden, den Genozid an den Armeniern zu leugnen. Wenn Vertreter türkischer Verbände sich tatsächlich in die europäische Erinnerungs- und Gedenkkultur integrieren möchten, so sollten sie Verantwortung für den Genozid an den Armeniern übernehmen und sich nicht an der jüdischen Erfahrung vergehen, indem sie den Holocaust zum integralen Bestandteil ihrer Leugnungsstrategie manifestieren.“

In einer TV-Diskussion des Senders Phönix, die zwischen armenischen, deutschen und türkischen Vertretern, anlässlich der kürzlich ausgestrahlten Dokumentation „Aghet- Ein Völkermord“ vom Regisseur Eric Friedler, geführt wurde, erwähnte Eingangs der Vertreter

der Türkischen Gemeinde Deutschland, er habe gerade mit einer türkischen Gruppe das KZ Buchenwald besucht und sei erschüttert vom Ausmaß des Holocausts. So etwas habe es allerdings in Bezug auf die Armenier nicht gegeben. Weiter erklärte er, dass der Staatspräsident Israels, Shimon Peres, ebenfalls den Genozid an den Armeniern nicht anerkennen würde und warf zugleich den Teilnehmern vor, mit der „Genozid-These“  6 Mio. Juden zu beleidigen.

Madlen Vartian, Vorstand Armenischen Gemeinde Köln:  „Vertreter türkischer Verbände versuchen die deutsche Öffentlichkeit einzuschüchtern, indem sie Menschen, die sich mit der armenischen Gemeinschaft solidarisieren, als Holocaustrelativierer denunzieren. Sie besuchen demonstrativ KZs, nicht etwa weil sie historische Verantwortung übernehmen und sich der deutschen Gedenkkultur verpflichtet fühlen, sondern weil sie der deutschen Gesellschaft mit erhobenem Zeigefinger begegnen und die eigene moralische Aufrichtigkeit vorspiegeln wollen.“

Moral und Aufrichtigkeit bedürfen der Fähigkeit zu Reue und Buße. Die kritische Auseinandersetzung mit eigenen Geschichts- und Identitätsbildern, jegliche Form der Selbstreflexion gilt als Verrat gegenüber der türkischen Nation. Das Einstehen für begangene Untaten und die Erinnerung an die Opfer gehören jedoch zu jenen Werten, die dem deutschen und europäischen Wertekanon, seit dem Ende des 2. Weltkrieges, zugrunde liegen.

Hans-Werner Bartsch (CDU), Bürgermeister der Stadt Köln: „Wir haben uns nach dem 2. Weltkrieg geschworen, dass nie wieder Menschen aufgrund ihrer nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Zugehörigkeit Leid erfahren. Unsere deutsche und europäische Erinnerungskultur wird bestimmt vom Postulat der Erinnerung. Erinnerung bedarf der Eindeutigkeit. Sie verpflichtet nicht nur uns, sondern auch diejenigen, die zu uns gekommen sind, die Erinnerung an die Vernichtung der Armenier als das zu benennen, was es ist, ein Genozid“

Am 24. April 2010 wird um 19:30 Uhr in der Sankt Agnes Kirche in Köln die Gedenkfeier anlässlich des 95. Jahrestages des Völkermordes an den Armeniern begangen werden.


Köln, den 03.11.2008 

Offener Brief an Herrn Oberbürgermeister Schramma

bzgl. Rat der Religionen 

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, wir bedauern es sehr, dass im Artikel „Streit im Rat der Religionen“ vom 28.10.08 der Eindruck entstehen konnte, die Gemeinde hätte sich zur Sitzung des Rates der Religionen öffentlich geäußert.

Wir bedauern dies insbesondere, da Ihre Antwort auf den Artikel, dass Sie „jedem Versuch, das Gremium zu instrumentalisieren im Rahmen ihrer Möglichkeiten entschieden entgegenwirken“ würden und sein Ziel „nicht die Aufarbeitung von Fragen sein [könne], die in den Heimatländern der vertretenen Glaubensgemeinschaften gelöst werden“ müssten, eine Grundsätzlichkeit Ihrer Haltung deutlicht macht.

Wir möchten uns erlauben hierzu einige kurze Anmerkungen vorzubringen:

Die Auseinandersetzung mit rechtsradikalen und islamistischen Organisationen ist keine Frage der Herkunft oder der religiösen Zugehörigkeit, sondern sie ist eine historische und moralische Verpflichtung, mit der sich gerade die Kölner Religionsgemeinschaften, also wir, auseinander setzen müssen. Diese Verpflichtung trifft uns umso mehr, wenn in unserem unmittelbaren Umfeld das friedliche Zusammenleben durch die Leugnung oder sogar Legitimierung von Menschheitsverbrechen gestört wird.

Diese Verpflichtung trifft uns insbesondere, wenn bekannte Kölner Migrantenverbände, wie die ATIB, Milli Görüs und die DITIB gegen andere Religionen und Gemeinschaften Ressentiments pflegen und verbreiten, die gegen die Existenz der Gemeinschaft als solche gerichtet sind.

Die Prämisse zur gegenseitigen Achtung, Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens fordert auch, dass rechtsradikale und islamistische Organisationen nicht den Zugang erhalten dürfen, den öffentlichen Diskurs mitzubestimmen, wie dies zur Zeit im Rat der Religionen geschieht.

Wir stimmen Ihnen zu, dass der Rat der Religionen nicht instrumentalisiert werden darf,daher ist es auch unsere Aufgabe integrationsfeindliche und den sozialen Frieden gefährdende Gruppierungen vom öffentlichen Diskurs auszuschließen.

Der Armenischen Gemeinde Köln ist dies ein besonderes Anliegen. Die Mitglieder unserer Gemeinde sind Bürger dieses Landes, also Bürger der Stadt Köln, dessen Volksvertretung Sie als Oberbürgermeister vorstehen. Die Verortung unseres Anliegens an einen auswärtigen Staat könnte, wenn man sie mit letzter Konsequenz weiterdenken würde, als ein Akt „diskursiver Ausbürgerung“ verstanden werden.

In den vergangenen Jahren haben Sie an unseren alljährlichen Gedenkfeiern anlässlich des Völkermordes an den Armeniern nicht persönlich teilnehmen können, um ein Grußwort zu sprechen. Es würde uns freuen, wenn Sie diesmal den 94. Gedenktag am 24.04.2009 gemeinsam mit uns begehen könnten.

Vielleicht finden Sie auch die Gelegenheit, unsere Gemeinde zu besuchen. Bisher hatten wir leider nicht die Möglichkeit, Sie persönlich in unserer Gemeinde begrüßen zu dürfen.


 Köln, den 06.11.2007

 Pressemitteilung Die Armenische Gemeinde Köln begrüßt die Forderung der

Jungen Union Köln nach einem Verbot der nationalistischen „Grauen Wölfe“

Die Armenische Gemeinde Köln ist äußerst besorgt über die Gewalt, die, angesichts des Irakkonflikts, zwischen türkischen Nationalisten und Kurden in Deutschland erfolgt.

„Die türkische Presse propagiert, dass eine Verbindung zwischen der PKK und der armenischen Gemeinschaft bestünde, ja sogar, dass die PKK eine von Armeniern gegründete Organisation sei“, äußert die Vorsitzende der Armenischen Gemeinde Köln, Frau Minou Nikpay.

Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Migrantenverbänden sind Themenbereiche, die als gesellschaftliches Problem in Deutschland noch nicht ausreichend thematisiert worden sind.

Die türkischen Demonstranten tragen Plakate und rufen, dass jeder Türke als Soldat geboren werde. Zu beobachten ist, dass viele unter ihnen mit dem Handzeichen der „Grauen Wölfe“ marschieren. Diese rechtsextremistische Organisation propagiert Gewalt gegen Armenier, Alewiten, Kurden und andere Gemeinschaften, die in Deutschland leben und stört das harmonische Zusammenleben in Deutschland.

„Bei den türkischen Protestkundgebungen werden Feindbilder und Stereotype aus dem türkischen Heimatland nach Deutschland transportiert. Dies erfolgt durch türkische Medien und Multiplikatoren. Statt einer kritischen und reflektierten Auseinandersetzung mit nationalen Geschichts- und Identitätsbildern bedienen sie sich militärischer Kampfparolen, die zur Einheit aufrufen“, so Frau Madlen Vartian, Vorstandsmitglied der Armenischen Gemeinde Köln.

Es ist zu hoffen, dass sich die Politik dieser Thematik annimmt und türkischen Nationalismus und Rechtsextremismus zum Gegenstand des Schulunterrichts macht.

„Türkische Verbände, die den Völkermord an den Armeniern leugnen und in ihren Gemeinden propagieren, verbreiten dadurch zugleich auch jene nationalistischen Ideologien, die heute noch zu Feindschaft und Gewalt führen“, so Frau Madlen Vartian.

„Wir begrüßen die Forderung der Jungen Union Köln nach einem Verbot der   Organisation der „Grauen Wölfe“ und hoffen, dass durch Bildungsmaßnahmen Jugendliche vor nationalistischen Ideologien und Gruppen geschützt werden“, so Frau Minou Nikpay.